Musik studieren
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Musikpsychologie und Lernen: Warum Musik mehr ist als nur Töne

Musik wirkt weit über das Hören hinaus: Sie stärkt Gedächtnis, Konzentration und Motivation, fördert emotionale Ausdruckskraft.
Verfasst von:Kjell Weibrecht
Musikpsychologie und Lernen: Warum Musik mehr ist als nur Töne

Musik ist mehr als Klang – sie ist ein hochwirksames Werkzeug für das Lernen, die emotionale Entwicklung und die Persönlichkeitsbildung. Wer Musik unterrichtet, beeinflusst nicht nur die musikalischen Fähigkeiten der Schüler*innen, sondern auch deren Konzentration, Gedächtnisleistung und Selbstbewusstsein. Die Musikpsychologie untersucht genau diese Zusammenhänge und bietet spannende Ansätze für die Unterrichtspraxis.

1. Musik als Turbo fürs Gehirn

Neurowissenschaftliche Studien zeigen: Musizieren aktiviert beide Gehirnhälften und stärkt neuronale Verbindungen. Das verbessert nicht nur musikalische, sondern auch sprachliche und mathematische Fähigkeiten.

  • Gedächtnis: Rhythmische Muster helfen, Inhalte leichter zu merken (z. B. Vokabeln mit Musik verknüpfen).
  • Aufmerksamkeit: Musizieren trainiert die Fähigkeit, sich über längere Zeit zu fokussieren – ein wichtiger Gegenpol zur heutigen Reizüberflutung.

Praxisidee: Lass deine Klasse Lerninhalte rhythmisch sprechen oder rappen. Der Effekt auf die Merkfähigkeit ist oft verblüffend.

Quelle:
Schlaug, G. et al. (2005). Effects of music training on the child’s brain and cognitive development. Annals of the New York Academy of Sciences, 1060(1), 219-230.
Bugos, J. A. et al. (2007). Individualized piano instruction enhances executive functioning and working memory in older adults. Aging & Mental Health, 11(4), 464-471.

2. Emotionen als Lernmotor

Musik wirkt direkt auf das limbische System, also das „Gefühlszentrum“ unseres Gehirns. Emotionen steigern die Lernmotivation und die Erinnerungsleistung.

  • Positive Stimmung fördert kreatives Denken und Offenheit.
  • Gefühlsausdruck in Musikprojekten hilft Schüler*innen, persönliche Erlebnisse zu verarbeiten.

Quelle:
Juslin, P. N., & Västfjäll, D. (2008). Emotional responses to music: The need to consider underlying mechanisms. Behavioral and Brain Sciences, 31(5), 559-575.
Koelsch, S. (2014). Brain correlates of music-evoked emotions. Nature Reviews Neuroscience, 15(3), 170-180.

Praxisidee: Baue regelmäßig Reflexionsrunden ein, in denen Schüler*innen ihre Emotionen zur Musik beschreiben – so trainieren sie Empathie und Ausdrucksfähigkeit.

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3. Lampenfieber: vom Stress zum Flow

Fast jeder Musiker*in kennt Auftrittsangst. Musikpsychologische Methoden helfen, diesen Stress in positive Energie umzuwandeln:

  • Mentales Training: Sich den Auftritt detailliert vorstellen, inklusive positiver Reaktionen des Publikums.
  • Atemtechniken: Tiefe, kontrollierte Atmung senkt den Puls und sorgt für klare Gedanken.

Praxisidee: Übe mit deiner Klasse kleine, häufige Auftritte, so wird „auf der Bühne stehen“ zur Routine.

Quelle:
Clark, T., & Williamon, A. (2011). Evaluation of mental skills training program for musicians. Journal of Applied Sport Psychology, 23(3), 342-359.
Kenny, D. T. (2011). The Psychology of Music Performance Anxiety. Oxford University Press.

4. Motivation verstehen und fördern

Die Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan) betont drei Grundbedürfnisse, die Motivation fördern: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit. Im Musikunterricht lassen sich diese leicht umsetzen:

  • Kompetenz: Fortschritte sichtbar machen (Aufnahmen, kleine Konzerte).
  • Soziale Eingebundenheit: Ensemblearbeit stärkt Gemeinschaftsgefühl.

Quelle:
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The „what“ and „why“ of goal pursuits: Human needs and the self-determination of behavior. Psychological Inquiry, 11(4), 227-268.
Evans, P., & Bonneville-Roussy, A. (2016). Self-determination theory in music learning: A review of research. Music Education Research, 18(2), 133-152.

Fazit

Musikpsychologie ist kein trockenes Forschungsthema, sondern bietet wertvolle Werkzeuge für einen lebendigen, wirksamen Musikunterricht. Wer versteht, wie Musik auf Gehirn, Emotion und Motivation wirkt, kann Lernprozesse gezielt gestalten und Schüler*innen nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich wachsen lassen.

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Ursprünglich veröffentlicht 14. August 2025 aktualisiert 18. August 2025

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